Oft wird behauptet, dass ein Maisanbau mit reduzierter Bodenbearbeitung nicht funktioniert. Im üblichen Anbauverfahren kann durch den sauberen Umbruch mit dem Pflug gerade auf hängigen Flächen eine nicht unerhebliche Wassererosionsgefahr entstehen. Zudem gilt der Maisanbau durch die intensive Bodenbearbeitung oft als humuszehrend.
Im folgenden wollen wir ein Konzept vorstellen, wie Ökomaisanbau auch ohne Pflug (Ernte Vorfruch - Ernte Mais) funktionieren kann. Wir arbeiten bereits im dritten Jahr mit diesem Konzept, lernen aber auch noch jedes Jahr dazu. Alles hier geschriebene basiert auf Beobachtungen. Konkrete Messungen existieren aus Kostengründen leider nicht.
Die Grundlage wird im Herbst des Vorjahres  gelegt. Als überwinternde Zwischenfrucht wird ein Gemenge aus Erbsen, Wicken und Getreide (wahlweise Roggen oder Tritticale) gesät. Diese Zwischenfrucht ist nicht ganz kostengünstig, nimmt aber zum einen noch einen Teil Stickstoff im Herbst auf, fixiert im Frühjahr aber auch noch  Stickstoff aus der Luft. Infolgedessen kann die Gülledüngung etwas reduziert werden. Ziel ist ein Bestand, der in der zweiten Aprildekade etwa 3-5 kg Frischmasse pro Quadratmeter gebildet hat.
In der zeitlichen Folge wird die Zwischenfrucht mit einer Fräse umgebrochen. Hier hat sich die Celli-Fräse als sehr geeignetes Werkzeug bewährt. Zum einen sind die Messer so angeordnet, dass eine möglichst geringe Frässohle entsteht, durch die Wasser und Wurzeln schlecht durchkommen, zum anderen ist die Fräse mit im Verhältnis sehr großen, luftgefüllten Stützrädern ausgestattet. Die Herausforderung besteht, die Fräse möglichst flach im Boden zu führen. Arbeitstiefen von 3 - 5 cm sind je nach Sorgfalt bei der Zwischenfruchtsaat und Abnutzung der Messer gut zu realiseren. Die geringe Arbeitstiefe hat folgende Vorteile:

  • geringer Eingriff in den Boden
  • Pflanzenreste bleiben an der Bodenoberfläche und trocknen ab (kein Wiederaustreiben)
  • geringerer Kraftstoffbedarf


Meist ist es noch nötig, einmal ganz flach mit der Kreiselegge über das Feld zu fahren. Hier werden zum einen noch feuchte Pflanzenreste nach oben zum abtrocknen gelegt, wie auch die Fläche eingeebnet. Überfahrtgeschwindigkeiten von bis zu 8 km/h sind je nach Kreiselegge problemlos möglich.

Der Mais wird Anfang Mai gesät - nicht viel früher, da der Mais hohe Bodentemperaturen (ca. 12 °C auf Saathorizont) liebt. Der Mais wird unter den Fräshorizont gelegt. So liegt das Maiskorn in weitestgehend ungestörtem Boden. In der Folge der Vegetation hat man (neben dem Erosionsschutz durch die Pflanzenreste) noch einige weitere interessante Begebenheiten. Umso massiger der Zwischenfruchtbestand war, desto stärker sind die folgend beschriebenen Beobachtungen:

  • Die abgeschnittenen Wurzeln der Zwischenfrucht fördern Wasser aus tieferen Bodenschichten. Schon öfter haben wir beobachtet, dass vor dem Fräsen der Boden durch den Wasserbedarf der Zwischenfrucht sehr ausgetrocknet war. Einige Tage nach dem Fräsen, ist die gefräste obere Bodenschicht staubtrocken. Ab dem Fräshorizont ist aber eine sichtbare Feuchte festzustellen. In der Folge hat das Maiskorn genügend Keimwasser, durch den Bruch der Kapillare beim Fräsen, entsteht aber kein weiterer Wasserverlust durch Verdunstung.
  • Durch die verrottenden Wurzeln werden Poren für die Maiswurzeln geschaffen. Der Mais gelangt somit ohne größere Anstrengung in tiefere Bodenschichten - Bei diversen Dürreereignissen ein unbezahlbarer Effekt.
  • Der Mais bildet größere Wurzelteller aus, die Durchwurzelung des Bodens ist besser, infolge ist in der Theorie auch die Nährstoffaufnahme verbessert, was wiederum theoretisch mehr Ertrag bedeutet.
  • Der Boden wirkt wesentlich lebendiger. Es sind mehr sichtbare Lebewesen im Boden, der Geruch der Erde erinnert leicht an Kompost (Feststellung aus dem Jahr 2019, zum Vergleich hatten wir auf dem gleichen Feldstück einige Meter im Winter gepflügt, Beobachtung durch mehrere Personen im Blindtest bestätigt)
  • Sollte es im Frühjahr bei umliegenden Milchviehbetrieben zu absehbaren Futterengpässen kommen, kann der Zwischenfruchtbestand auch gut als Futter genutzt werden
  • Stickstofffreisetzung auch zu späteren Wachstumszeitpunkten, die der Mais noch optimal nutzen kann

Jedoch können wir nicht verschweigen, dass das Anbausystem auch seine Nachteile hat:

  • Zwischenfrucht recht teuer (150 - 190 €/ha Saatgutkosten, je nach Leguinosenanteil)
  • Schlagkraft durch die Celli-Fräse begrenzt (wobei dies durch breitere Maschinen mindern lässt, bei der Angegebenen Frästiefe und einer 3m breiten Fräse "langweilt" sich ein 120 PS Traktor)
  • Hacken kann durch die Pflanzenreste der Zwischenfrucht erheblich erschwert werden. Mit drehenden, gezackten Pflanzenschutzscheiben beim ersten Hackdurchgang sollte dies aber in den Griff zu bekommen sein)
  • Blindstriegeln nicht möglich
  • Mais braucht im Jugendstadium etwas länger und schaut nicht so kräftig wie "normal" bewirtschaftete Flächen aus. Wir führen das aber darauf zurück, dass bei der reduzierten Variante der Mais erst mehr Energie ins Wurzelwachstum steckt. Dies ist aber nur eine Vermutung.


Da die Zwischenfrucht nicht gemulcht wird, kann man sich 1 - 2 Überfahrten bei der Saatbettbereitung einsparen und somit auch wieder Zeit und Diesel einsparen. Ertraglich konnten wir gegenüber früheren Druschergebnissen und den Ergebnissen vergleichbarer Betriebe aber mit "normalem" Maisanbau keine großen Ertragsunterschiede feststellen. Um hier gesicherte Aussagen zu treffen, müssten allerdings wissenschaftliche Untersuchungen vorgenommen werden.

Wir empfinden diese Art des Maisanbaus als sehr angenehm und man sieht auch dem Boden im Folgejahr eine enorme Leistungsfähigkeit an. Mit einigen Optimierungen kann dies wirklich eine konservierende und erosionsmindernde Art des Öko-Maisanbaus werden.